von Andreas Müller (2018) gelesen im 2022
Verpackt in einer sonderbar spottenden aber unterhaltsamen Sprache bringt Andreas Müller viele Erziehungstipps und -einsichten auf den Punkt. Zuweilen droht das Buch etwas ins Negative abzugleiten (“früher war alles besser”), in den Aussagen stimmt meiner Meinung nach Vieles.
Meine Notizen
Gewohnheiten werden in der Kindheit gelegt und ziehen sich danach manchmal durchs ganze Leben. Im Guten wie im Schlechten. Gewohnheiten steuern unser Verhalten. Erziehung ist eigentlich nichts anderes, als Gewohnheiten aufzubauen.
Laut Müller besteht eine Dissonanz in den Erwartungen der Eltern an eine gute Erziehung und der Wahrnehmung des aktuell gespflegten Erziehungsstils.
Kinder brauchen Aufgaben, damit sie sich lernen zu mögen. Damit sie sich kompetent und selbstwirksam fühlen.
Der Radius, in dem sich unsere Kinder bewegen (dürfen), wird immer kleiner. Müller illustriert das an einem Beispiel aus England, bei dem der Radius der Kinder verschiedener Generationen aus der selben Familie verglichen wurde.
Die Kinder brauchen nicht ein grosses Unterhaltungsprogramm, sondern Bewegung. Draussen. Jeden Tag.
Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder. Eine Angst, die durch Präventionsstellen, Versicherungen und Medien bewirtschaftet wird.
Viele Kinder sind heute dauerbeaufsichtigt. Sie lernen nicht mehr, alleine mit anderen klarzukommen und Konflikte selber zu regeln.
Stress ist die Differenz zwischen gefühlter Anforderung und der Fähigkeit, mit dieser Anforderung umgehen zu können. Vielleicht sind die Anforderungen gestiegen. Es könnte aber auch sein, dass die Fähigkeiten gesunken sind…
Widerstände und Konflikte gehören zum Leben und kommen immer wieder vor. Die Frage ist, auf was wir uns konzentrieren: Auf das Problem oder die Lösung. In Lösungen zu denken, das können bereits Kinder und hilft im Umgang mit Frustrationen.
Die Gesellschaft verändert sich schleichend und mit ihr die Erziehung der Kinder. Müller geht davon aus, das einiges schief läuft und begründet das mit der weiter oben beschriebenen Dissonanz. Laut Müller ist die Frage, wie man damit umgeht, zentral:
- normativ: Man erachtet die Veränderungen als normal, passt sich sozusagen mit an.
- passiv: Man nimmt zwar Probleme in der Erziehung war, nimmt sie aber ohne zu handeln an.
- reaktiv: Mit einzelnen Massnahmen versucht man den Schaden zu begrenzen.
- proaktiv: Man versucht, die Kinder “fit” zu machen.
Zitate
Rausgehen ist wie Fenster aufmachen, nur krasser.
Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenige Leute damit beschäftigen. (Henry Ford)
Wenn Kinder schwimmen lernen sollen, brauchen sie vor allem eines: Wasser. Und wenn sie lernen sollen, die Aufgaben des Lebens zu meistern, brauchen sie vor allem eines: lebensdienliche Aufgaben.